deutsch-belarussische Städte- und Projektpartnerschaften |
Städtepartnerschaften |
Städtepartnerschaften zwischen Belarus und Deutschland - Form des partnerschaftlichen Dialogs Weltweit gibt es rund 15.000 offizielle Städtepartnerschaften. Die Zahl der informellen Partnerschaften bzw. Freundschaften zwischen Städten liegt um Vielfaches höher. Gelebt wird diese Partnerschaft zwischen Städten auf der Ebene der Zusammenarbeit von Stadtverwaltungen und Unternehmen sowie vor allem auf der Ebene der Bürger – nämlich durch Kontakte von Partnerschaftsvereinen, Schulen, Sportvereinen, Kirchengemeinden und Kulturaustausche. Die Zahl der Städtepartnerschaften zwischen Belarus und Deutschland ist recht überschaubar, so haben 19 deutsche und 16 belarussische Städte formelle Partnerschaften mit Städten im jeweils anderen Land abgeschlossen. Dazu zählen u. a. die Partnerschaften zwischen Bonn und Minsk, Nienburg und Witebsk, Eisenach und Mogiljow, Friedrichshafen und Polozk. Daneben gibt es noch eine Zahl von Städtefreundschaften wie zwischen Wittenberg und Eisenach. Die kommunale Zusammenarbeit in Form von Städtepartnerschaften bildet heute eine wichtige Säule des Dialogs zwischen Deutschland und Belarus. Die Möglichkeit im privaten und beruflichen Umfeld der Kommune konkrete Projekte zu gestalten, kann Städte wie Bürger motivieren, ihr Engagement und Wissen in eine derartige Partnerschaft einzubringen. Dabei hat sich mit dem Wandel der Städte auch das Profil der Zusammenarbeit gewandelt. Die Mehrzahl der Partnerschaften zwischen deutschen und belarussischen Städten, wurde ab Mitte der 80er und bis Mitte der 90er Jahre begründet. Ging es zunächst darum, nach dem kalten Krieg Brücken zwischen Ost und West zu bauen, und nahm das Interesse am östlichen Partner und der Partnerschaftsarbeit Ende der 80er Jahre stark zu, gerade auch vor dem Hintergrund der Tschernobylkatastrophe, so haben sich in den letzten Jahren mit den Veränderungen in Belarus und in Deutschland auch die Beziehungen der Partnerstädte gewandelt. Während die Leistung von humanitärer Hilfe, die insbesondere Anfang bis Mitte der 90er Jahre von großer Bedeutung war, in den Hintergrund rückte, traten in den letzten Jahren stärker Aktivitäten in Kultur und Politik, der Fach-, Schüler- und Jugendaustausch sowie Kooperationen in der Wirtschaft und im Umweltschutz in den Vordergrund. Um die Akteure in ihrer Partnerschaftsarbeit zu unterstützen und ein Netzwerk zwischen ihnen aufzubauen, werden seit einigen Jahren Städtepartnerschaftskonferenzen zwischen den deutschen und belarussischen Partnerstädten durchgeführt. Die Konferenzen finden alle zwei bis drei Jahre im Wechsel in Belarus und in Deutschland statt. Sie richteten sich zunächst nur an Bürgermeister und Entscheidungsträger der kooperierenden Städte. Doch bei den letzten Konferenzen wurden auch Vertreter von Vereinen, Initiativen und gesellschaftlichen Organisationen, die an der Intensivierung der Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene sowie an der Ausweitung der Kooperation auf neue Bereiche interessiert sind, einbezogen. Die Konferenzen versuchen Perspektiven und Themenfelder für eine intensivere Zusammenarbeit auf regionaler und kommunaler Ebene sowie neue Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bürgerinitiativen und Kommunen aufzeigen. Denn die Palette der Projekte von Städten wie Vereinen ist überaus vielfältig und die Partner können sich durchaus ergänzen.
Von deutscher Seite waren Bürgermeister aus sechs Partnerstädten anwesend, was bei neunzehn offiziellen Partnerschaften deutscher Städte eine hohe Zahl ist. Auch von belarussischer Seite war eine Reihe von Bürgermeistern vertreten. Zudem nahmen Vertreter größerer belarussischer Kommunen, die Partnerschaften mit deutschen Städten anstreben, wie beispielsweise Baranowitschi und Mozyr, an der Konferenz teil. Insgesamt waren auf jeder Seite jeweils 14 Partnerschaften vertreten. Neben allgemeinen Diskussionen im Plenum zum Beispiel zum Thema „Rolle und Bedeutung von belarussisch-deutschen kommunalen Partnerschaften” gab es erstmals bei einer Deutsch-belarussischen Städtepartnerkonferenz vier Arbeitsgruppen und zwar zu den Themenblöcken Jugend und Bildung; Tourismus und Kultur; Soziale Sphäre und Kommunalwirtschaft. Die Diskussion in den Arbeitsgruppen sollte zu einer stärkeren Vernetzung in der konkreten Projektarbeit zwischen den Partnerstädten beitragen. Künftig soll versucht werden den thematischen Arbeitsgruppen eine gewisse Kontinuität in der Zusammenarbeit zu geben. Bei allen Diskussionen wurde sichtbar, wie stark sich das Engagement der Bürgerinitiativen versachlicht und professionalisiert hat und wie viel offener die Akzeptanz ehrenamtlicher Arbeit bei den Kommunalpolitikern und in den kommunalen Verwaltungen geworden ist. Zwischen der belarussischen und deutschen Position gibt es diesbezüglich graduelle, aber keine prinzipiellen Unterschiede. Die existierenden Städtepartnerschaften sind ein wichtiger institutioneller Rahmen für die Arbeit von Vereinen und Gesellschaften zumal gerade die Arbeit ihrer Mitglieder diese Städtepartnerschaften mit Leben füllt und sich ein Austausch nicht allein auf die Verwaltungen beschränkt. Dort wo Verwaltungen und Vereine auf beiden Seiten gemeinsam eine Städtepartnerschaft pflegen, sind diese tatsächlich auf vielerlei Art lebendig. Beachtenswert ist, dass etwa seit dem Jahre 2000 deutsche Städte und Gemeinden kaum noch Städtepartnerschaften schließen, dabei verweisen sie vor allem auf ihre knappen finanziellen Mittel. Mehr und mehr treten die offeneren Formen der binationalen Freundschaften zwischen Städten an die Stelle der Städtepartnerschaften. Doch die Erfahrungen zeigen, dass die Form der Städtepartnerschaft eine Partnerschaft nachhaltiger mit Leben füllt und die Zusammenarbeit hin zu konkreteren Formen entwickelt. Daher sollte in Städten nicht nur nachdrücklich auf eine Vertiefung der bestehenden Partnerschaften gedrängt werden, sondern auch der Abschluss neuer Partnerschaften gefördert werden. Dabei, und dies müsste für die Städte und Gemeinden interessant sein, besteht durchaus die Möglichkeit, dass Vereine und Gesellschaften den Verwaltungen - angesichts der knappen Kassen - Aufgaben in der Pflege der Städtepartnerschaften abnehmen. Persönliche Begegnungen von Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber von Jugendlichen zu ermöglichen, ist deshalb der erste und überhaupt wichtigste Schritt in der Partnerschaftsarbeit. Durch gegenseitiges Kennenlernen können Freundschaften entstehen, die häufig zu längerer Zusammenarbeit führen. Und gemeinsam entwickelte Projekte legen dazu den Grundstein. Die Themenpalette dieser Projekte ist überaus vielfältig - Fragen der gemeinsamen Geschichte, des Tourismus, der Ökologie und des interkulturellen Dialogs ebenso wie der Politik oder der Entwicklungen der Gesellschaft gehören dazu. |